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UFiSAMo - Urban Agriculture for Food Security and Income Generation in South Africa and Mozambique (2016-2019)

Das BMEL/BLE geförderte Forschungsprojekt UFISAMO beschäftigte sich drei Jahre lang mit städtischer Landwirtschaft im südlichen Afrika zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und als mögliche Einkommensoption für benachteiligte städtische Bevölkerungsgruppen am Beispiel der Städte Maputo/Mosambik und Kapstadt/Südafrika

 

Ziel: Das Projekt hat sich mit der Forschungsfrage beschäftigt, welche Rolle die urbane Landwirtschaft für benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Kapstadt und Maputo spielt und sich dabei auf die Ernährungssicherung und mögliches Einkommen fokussiert. Ziel des Projektes war es gute Praktiken herauszuarbeiten und vereinzelte Forschungsergebnisse als gute Praktiken mit Partnern vor Ort zu diskutieren und in die Praxis umzusetzen.
Das Vorhaben gliederte sich in folgende Arbeitspakete:


1. Beschreibung und Analyse der städtischen landwirtschaftlichen Produktionssysteme entlang der existierenden Wertschöpfungsketten in Maputo und Kapstadt sowie Untersuchungen des Konsumentenverhaltens und der Ernährungsgewohnheiten.


2. Analyse von Risiken und Nutzen städtischer, kleinbäuerlicher Pflanzen- und Tierproduktion für die menschliche Gesundheit. Betrachtet werden Anbausysteme, Versorgung mit Saatgut, Nährstoff- und Pflanzenschutzmanagement.


3. Auf- und Ausbau eines Netzwerks zu Forschung und Ausbildung im Themengebiet städtische Landwirtschaft. Hierzu dienen der Wissenstransfer zwischen den Partnern, die Entwicklung von Curricula für Kurse zu städtischer Landwirtschaft für die Universität in Maputo sowie die Erstellung von Trainingsmanualen.


4. Die Analyse der Innovation in der Städtischen Landwirtschaft, sowie die Organisationsformen der Bäuerinnen und Bauern. Dazu zählen auch Untersuchungen von Verbreitungsstrategien und Wissenstransfers im Bereich städtischer Landwirtschaft und die Identifizierung der für die jeweiligen Zielgruppen angepassten Medien.


Nach mehr als drei Jahren Forschungslaufzeit kann das UFISAMO Projekt auf folgende zentrale Ergebnisse verweisen:


Die Bedeutung urbaner Landwirtschaft für Einkommen und Ernährungssicherung hängt stark vom historischen, politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext ab.
-    Die urbane Landwirtschaft in Maputo stellt für einen relevanten Anteil der Bevölkerung die Haupteinkommensquelle dar. Zudem trägt der Anbau diverser Gartenprodukte zu einer ausgewogeneren Ernährung der produzierenden Familien bei: Über 10.000 Menschen und ihre Familien (das entspricht knapp 5% der Stadtbevölkerung) verdienen direkt von landwirtschaftlicher Produktion in den sogenannten „grünen Zonen“ der Stadt. Für ca. 70% bleibt das Monatseinkommen dabei unterhalb der Kosten für den vom Gesundheitsministerium zusammengestellten „Lebensmittelkorb“, der 3.500 MZN kosten würde.
-    Sie produzieren fast ausschließlich stark nachgefragte und höchsten Gewinn bringende Kulturen Kohl und Kopfsalat in mehreren Produktionszyklen im Jahr. Diese Reinkulturen ohne ausreichende Fruchtfolge fördern massiven Schädlingsbefall, dem mit ungeregelten Einsatz von zum Teil verbotenen Pestiziden begegnet wird. Kohl und Kopfsalat aus urbanen Gärten können daher kontaminiert sein und bergen Risiken für die Konsument*innen.
-    Als Erbe der sozialistischen Ära ist die Mehrzahl dieser Produzent*innen in Assoziationen organisiert, die jedoch ihr Potential für die Vermarktung von Produkten, für die Regulierung von Pestizideinsatz oder für die Verbreitung von Innovation nicht ausnutzen.
-    Die städtische Regierung unterstützt diesen Wirtschaftszweig und plant, ihn auch in Zukunft zu schützen, da an ihm auch zahlreiche andere Berufsgruppen hängen (v.a. Zwischenhändler*innen und Marktverkäufer)
-    Geschätzte 80% der Bevölkerung der Bezirke, die an diese „grünen Zonen“ angrenzen, pflegen Haugärten mit einer breiteren Produktpalette als in den Feldern der Assoziationen. Die Produkte dieser Nutzgärten dienen zu etwa gleichen Teilen dem Hausgebrauch und dem Verkauf, und leisten einen Beitrag zur Nahrungsvielfalt der produzierenden Familien.
-    UFISAMO empfiehlt, die städtische Landwirtschaft in Maputo weiter zu fördern und zu schützen. Dabei sollte, in Einklang mit lokalen NGOs und den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung, die Produktionssysteme in den „grünen Zonen“ mittel- bis langfristig diversifiziert werden, um den Schädlingsdruck zu mindern und die Nutzung von Pestiziden zu reduzieren. Der Umstieg auf möglichst organische oder agroökologische Methoden wird empfohlen, um gesundheitliche Risiken durch kontaminiertes Gemüse einzugrenzen und mit Qualitätsprodukten auch hochpreisige Nischenmärkte zu erschliessen. Hierfür ist jedoch eine Vermarktungskampagne für „Biogemüse“ vonnöten. Diese kann im Zusammenspiel zwischen den Assoziationen, der Stadtverwaltung und NGOs entwickelt werden.

-    In Kapstadt spielt die urbane Landwirtschaft, die in den sogenannten „Townships“ auf engem Raum und sandigen Böden betrieben wird, für Einkommen und Ernährungsqualität der Gesamtbevölkerung so gut wie keine Rolle.
-    Dies liegt u.a. an den geringen Marktverbindungen in den Townships selbst und den schwierigen Vermarktungswegen in die Innenstadt, die i.d.R. von NGOs oder „social businesses“ organisiert wird.
-    Allerdings bieten sowohl Haus- als auch Marktgärten den Produzent*innen die Möglichkeit, Einkommen zu erwirtschaften und Gemüse zu produzieren – in Stadtteilen mit über 40% offizieller Arbeitslosigkeit ist dies nicht unwesentlich. Die Einkommen bleiben dabei allerdings oft unter den Ausgaben, die für die Bewirtschaftung der Gärten getätigt werden.
-    Die Gärten und die sie umgebende Strukturen (z.B. Trainingszentren) bieten die Möglichkeit der Vernetzung, der Selbstorganisation und des gemeinsamen Wirkens. Sie sind somit Stätten mit hohem sozialem Potential, was von den Gärtner*innen hoch geschätzt wird. Gerade im Kontext der Post-Apartheid sind Möglichkeiten, soziale Gräben zu überbrücken und gemeinsam für bessere Lebensbedingungen und ein schöneres Wohnumfeld zu arbeiten von großer Bedeutung.
-    UFISAMO empfiehlt, die städtische Landwirtschaft trotz ihrer zu vernachlässigenden Effekte auf Ernährungssicherung und Einkommen weiter zu fördern, v.a. wegen ihres sozialen Potentials, und weil die Potentiale zur Einkommensgenerierung bisher nicht ausgeschöpft sind. Hier liegt der Schwerpunkt unserer Empfehlungen in einer Verbesserung der direkten Vermarktung in den Townships, die zu einer Erhöhung der Einkommen der Produzent*innen führen würde. Hierfür ist eine stärkere Selbstorganisation nötig, aber auch mehr „geschäftliches Denken“, von der Pflanzplanung bis hin zur Nach-Ernte. NGOs, die eine wichtige Rolle im Wissenstransfer spielen, sollten verstärkt „business training“ anbieten und eine selbstständige Vermarktung durch die Produzent*innen fördern. Schon jetzt ist Kapstadt regelmäßig von Dürren betroffen, zuletzt 2017/18. Anbaumethoden für wasserarme Regionen müssen verstärkt verbreitet werden, u.a. langfristiger Bodenaufbau, Mulch, Windschutz etc. Dafür benötigen die Produzent*innen allerdings langfristige Nutzungsrechte, die ihnen aktuell trotz der zwischenzeitlich wieder zurückgenommener „urban agriculture policy“ der Stadt nicht zugestanden werden. 

Im Laufe des Projekts sind folgende zentralen Produkte entstanden:

 -    Endbericht des Gesamtprojektes: 

      Farming in cities: Potentials and challenges of urban agriculture in Maputo and Cape Town

-    Trainingsmanuale: Trainingsmanual KapstadtTrainingsmanual Mosambik

-    SLE Bericht zu Perspektiven urbaner Landwirtschaft (Kooperationsprojekt 2018)

-    Policy Briefing Paper:

     Briefing Paper Ufisamo 2019 Cape Town (English)

     Briefing Paper Ufisamo 2019 Maputo (Portuguese), 

     Briefing Paper Wertschöpfungsketten-2017

-    urbanGAPs Guidelines Kapstadt

-    Dokumentarfilme

-    Modul zu urbaner Landwirtschaft in einem Masterstudiengang der UEM, Maputo


Eine komplette Sammlung der UFISAMO Produkte befindet sich auf research gate.

 

 

Cape Town's Food System through the Eyes of the Farmers: From Co-Research to Urban Agriculture Forum

 

Diese Videos wurden in einem partizipativen Videoprojekt von Farmern erarbeitet und erstellt.

Projektleitung und Ansprechpartner: Seminar für ländliche Entwicklung (SLE):  Humboldt-Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften (ADTI)


Dr. Karin Fiege (SLE, bis 02/2019), Dr. Susanne Neubert (SLE), Erik Engel (FFG - Koordination, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)


Forschungsteam: Doreen Sparborth (FFG), Diana Meemken (FUB), Nicole Paganini (SLE), Anja Schelchen (SLE), Anja Kühn (SLE), Severin Halder (SLE), Samuel Quive (UEM), Ivo Cumbana (UEM), Luisa Chicamisse (UEM), Filomena Dos Anjos (UEM), Alberto Luiz (Abiodes), Alzira Mahalambe (Abiodes), Razack Karriem (UWC), Daniel Tevera (UWC), Tinashe Kanosvamhira (UWC), Abongile Mfaku (UWC), Zayaan Khan, Urban Research Farmer Group Cape Town


Studentische Mitarbeiterin: Jennifer Koppelin (SLE)
Administration: Julia Müller (SLE)

 

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