Donut Ökonomie©SLE

Fachgepräch mit Dr. Nicole Hartmann über die Donut-Ökonomie

Dr. Nicole Hartmann von der Donut4Berlin-Initiative hat am 30.4.21 dem SLE das Konzept der Donut-Ökonomie vorgestellt. Wir haben ein Kurzes Interview mit ihr geführt.

1. Wer bist du und für was engagierst du dich?

Mein Name ist Nicole Hartmann, und ich habe in antiker Religionsgeschichte promoviert, gelehrt und geforscht. Seit 2019 widme ich meine Fähigkeiten, meine Zeit und Energie Lösungswegen für eine zukunftsfähige Klimaschutz- und Sozialpolitik. Im Herbst 2020 habe ich die Initiative Donut4Berlin mitgegründet.

2. Was heißt die Donut-Ökonomie und was ist das besondere daran?

Die Donut-Ökonomie ist ein von der britischen Ökonomin Kate Raworth entwickeltes regeneratives Wirtschaftsmodell, das Wachstum als Selbstzweck ablehnt und stattdessen danach fragt, wie ein gutes, sicheres und gerechtes Leben für alle innerhalb der Grenzen der planetaren Ökosysteme ermöglicht werden kann. Mit einer bestechend einfachen Grafik, dem Donut, lenkt sie den Blick darauf, dass diese beiden Aspekte immer im Gleichgewicht miteinander stehen sollten.


3. Was bedeutet die Donut-Ökonomie für Fragen der globalen Entwicklung?

In einem Modellprojekt hat Kate Raworth im Rahmen der C40 Cities - Metropolen weltweit, die sich für wirksame Klimaschutzmaßnahmen zusammen geschlossen haben - mit den Städten Amsterdam, Portland und Philadelphia eine Methode entwickelt, das theoretische Modell in die Praxis zu übersetzen. Hierbei geht es vor allem darum, zu fragen, wie die Bedürfnisse der Menschen in den jeweiligen Orten, an denen Donut-Ökonomie angewendet werden soll, mit den Bedürfnissen von Menschen anderenorts und der begrenzten Nutzungsmöglichkeit natürlicher Ressourcen in Einklang gebracht werden können. Ein praktisches Beispiel dafür ist die Lieferkettengesetzgebung, die dafür sorgt, dass der Konsum von Menschen im sogenannten "Globalen Norden" nicht auf Kosten der Menschen und zulasten der Natur im sogenannten "Globalen Süden" gehen darf. Dies muss mit einer Entwicklung hin zu ressourcenschonender Kreislaufwirtschaft einher gehen. Aktuell wird die Methodologie der "Creating City Portraits" an die Kontexte und Interessen von Städten im "Globalen Süden" angepasst.


4. Zur Praxis: Was macht ihr als Donut4Berlin-Initative, um die sozial- ökologische Transformation voranzubringen?

Wir wollen die Donut-Ökonomie auf vielen gesellschaftlichen Ebenen bekannt machen und dafür begeistern. Wir halten Vorträge, geben Inputs, Workshops und Webinare. Aktuell planen wir ein Donut-Festival im September. Wir vernetzen uns mit Akteuren, Initiativen, Organisationen und Unternehmen, die bereits im Sinne der Donut Ökonomie handeln, auch ohne bisher diese Überschrift verwendet zu haben. Wir glauben, dass mit dem framing des Donut das Wirken aller zu einer gemeinsamen transformativen Kraft gestärkt werden kann. Unser Ziel ist auch, den politischen Willen dafür zu schaffen, Berlin zu einer regenerativen, resilienten und sozial gerechten Stadt zu machen.

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